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Brut eines Turmfalkenpaares in der Eisenbahnhochbrücke Rendsburg unter nicht alltäglichen Bedingungen

An der Eisenbahnhochbrücke in Rendsburg läuft seit einigen Jahren die Grundinstandsetzung. Durch die Arbeiten kommt es immer wieder zu Berührungspunkten mit der am Bauwerk lebenden Bevölkerung sowie auch mit der im und am Bauwerk lebenden Tierwelt. Ich möchte hier von einem nicht alltäglichen Berührungspunkt berichten, woraus man ersehen kann das es durchaus möglich ist mit ein bisschen Rücksicht und Planung den Bedürfnissen eines hier lebenden Vogelpaares Rechnung zu tragen.
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Im Zuge der o.g. Grundinstandsetzung musste Anfang Juni 2006 der Stützbock der Achsen 7/8 Nord eingerüstet werden. Nachdem der nebenan stehende Stützbock der Achsen9/10 Nord schon im Monat April 2006 eingerüstet worden war, hatte sich das dort schon seit Jahren brütende Turmfalkenpaar nach einem anderen Nistplatz umgesehen. Dies war natürlich, wie konnte es auch anders sein der Stützbock der Achsen 7/8 Nord. Das Turmfalkenpaar hatte sich eine Nische im Eckstiel Süd/Ost in der Ebene 6 für sein Brutgeschäft auserkoren.
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Als die Rüstarbeiten in dieser Höhe angekommen waren, saßen 3 frisch geschlüpfte Turmfalken in dem Horst. Das Elternpaar ließ sich bei der Fütterung der Jungvögel nicht sonderlich durch die Arbeiten des Gerüstbaus stören, sie nutzten zwischendurch immer wieder ruhige Phasen im Baufortschritt, um den Horst anzufliegen. Ansonsten hielten sie sich immer in der Nähe auf und wenn sich eine ungefährliche Möglichkeit bot flogen sie den Horst an, um schnell mal eine Maus, als kleine Zwischenmahlzeit, abzuliefern.
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Dann kam aber der Zeitpunkt, an dem das Gerüst fertig gestellt war und dieses komplett eingehaust werden musste, was für die Falken bedeutet hätte, dass die Elterntiere ihre Jungen nicht mehr hätten versorgen können. So wurde umdisponiert und in der Einplanung eine Art Balkon geschaffen, der den Eckstiel bei der Einplanung ausschloss, so dass die Elterntiere auch weiterhin den Horst anfliegen konnten. Die Tiere gewöhnten sich sehr schnell an die sich ständig ändernde Umgebung, und die Aufzucht konnte auch fortgeführt werden, als die lärmintensiven Arbeiten, wie das Sandstrahlen und der Stahlbau im Stützbock begannen. Vom Pfeiler her ermöglichte eine verschließbare Klappe einen Blick auf den Fortgang der Aufzucht der Jungvögel. Diese gediehen, entgegen anfänglicher Befürchtungen, prächtig.
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In der 28. Kalenderwoche, also Mitte Juli, waren die drei Jungvögel soweit durchgefedert, das sie ihre ersten Flugversuche unternahmen. Sie kehrten aber immer am Abend zum Horst zurück. Tagsüber waren die Drei innerhalb der Baustelle und in den umliegenden Gärten unterwegs. Mit ständigem Rufen machten sie auf sich aufmerksam, so dass die Elterntiere sie auch weiterhin füttern konnten.
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Durch die ständige Präsenz von uns Menschen in der Nähe des Horstes, waren die Jungvögel so zutraulich geworden, dass wir hier unten vor unserem Container einen von Ihnen ohne Mühe auf die Hand locken konnten.
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Nachdem die Brut erfolgreich abgeschlossen und alle drei Jungvögel den Horst in unserer Brücke verlassen hatten, wurde die Einplanung komplettiert und die aufgeschobenen Arbeiten im Bereich des ausgesparten Balkons konnten nachgeholt werden.
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Zum Schluss sei noch angemerkt, das der Turmfalke zum Vogel des Jahres 2007 ernannt wurde. In Schleswig-Holstein leben schätzungsweise 1300 Brutpaare, was noch auf ein relativ stabiles Vorkommen schließen lässt. Hier an der Eisenbahnhochbrücke in Rendsburg brüteten in den letzten Jahren im Durchschnitt so um die acht bis neun Paare, welche in der Regel drei Jungvögel großzogen.