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Geschichte des NOK

Der Nord-Ostsee-Kanal vom Bau bis heute

Ein historischer Rückblick

Der erste von Menschenhand geschaffene Wasserweg auf der cimbrischen Halbinsel war im 14. Jahrhundert der Stecknitz-Kanal, auf dem hauptsächlich Salz von Lüneburg nach Lübeck transportiert wurde. Erst 1784 wurde nach siebenjähriger Bauzeit die erste künstliche Wasserstraße, die einen größeren Gütertransport zwischen Nord- und Ostsee auf dem reinen Wasserwege ermöglichte, vom dänischen König Christian eröffnet. Das war der Schleswig-Holsteinische Kanal (auch Eiderkanal genannt), der sechs Schleusen hatte, in Holtenau begann und bis nach Rendsburg führte. Dort ging er in die Eider über, auf der man bis nach Tönning und dort in die Nordsee gelangte. Mit der aufkommenden Dampfschifffahrt verlor der Eiderkanal an Bedeutung – er wurde zu klein und die Passage durch die sechs Schleusen zu umständlich. Der Weg um Skagen war zudem mit Dampfschiffen gefahrloser zu bewältigen als mit Seglern.

Eimerkettenbagger Eimerkettenbagger Eimerkettenbagger

Militärische Aspekte führten dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den Bestrebungen des Reichskanzlers Otto von Bismarck, die Nordsee mit der Ostsee durch einen Kanal zu verbinden. Die in Kiel und Wilhelmshaven stationierten Kriegsflotten sollten eine kürzere Verbindung bekommen, um im Kriegsfalle schneller reagieren zu können. Unter Mitbenutzung der alten Linienführung des Eiderkanals wurde dann in achtjähriger Bauzeit der Nord-Ostsee-Kanal errichtet.

Am 3. Juni 1887 wurde der Grundstein für das neue Bauwerk gelegt. 9.000 Arbeiter hoben 80 Mio. m³ Boden aus, bauten je eine Doppelschleuse in Brunsbüttel und Holtenau ("Kleine Schleusen"), zwei Hochbrücken, sechs bewegliche Brücken und 16 Fähren. Der Kanal war 67 Meter breit und neun Meter tief. Die Kosten betrugen 156 Millionen Mark. Die für damalige Verhältnisse modernste Technik kam zum Einsatz. Auf Schienen fahrende Eimerkettenbagger beförderten das Erdreich in Bahnwaggons, in denen es abtransportiert wurde.In der vorgegebenen Zeit von acht Jahren konnte der Kanal fertiggestellt werden.

Abergläubische Menschen hatten dem Bauwerk anfangs nichts Gutes vorhergesagt – war doch der nagelneue Spaten beim feierlichen ersten Anstich in Brunsbüttel direkt durchgebrochen. Glücklicherweise hatte man noch einen Ersatzspaten zur Hand. Tatsächlich aber kam es in der Bauphase zu einigen Unfällen und Ausfällen von Arbeitsgeräten – das war allerdings bei einem derartig fordernden Projekt auch nicht verwunderlich. Dass der Kanal in der vorgegebenen Bauzeit fertiggestellt und der vorgesehen Kostenrahmen nicht überschritten wurde widerlegte alsbald die Befürchtungen der Abergläubischen.

Am 20. und 21. Juni 1895 erfolgte die feierliche Eröffnungszeremonie mit Kaiser Wilhelm II, der die künstliche Wasserstraße zum Erstaunen aller Anwesenden auf »Kaiser Wilhelm Kanal« taufte. Ob er damit seinem Großvater Wilhelm I, der zwar die Genehmigung für den Bau erteilte, die Eröffnung aber nicht mehr miterlebte, oder aber sich selbst ein Denkmal setzen wollte, steht nicht fest. In der Bauphase und auch während der späteren Nutzung wurde aber der Begriff »Nord-Ostsee-Kanal« am häufigsten gebraucht. In der internationalen Schifffahrt heißt der Wasserweg der Einfachheit halber schlicht »Kiel-Canal«.

Der NOK erwies sich schon nach den ersten zehn Betriebsjahren als zu klein. Zudem war die Durchfahrtszeit mit 13 Stunden zu lang. Von 1907 bis 1914 wurde er deshalb auf 103 Meter verbreitert und auf elf Meter vertieft. Daran arbeiteten 12.000 Mann und es entstanden die damals größten Schleusenanlagen der Welt in Brunsbüttel und Holtenau (je eine Große Schleuse mit jeweils zwei Kammern). Drei Hochbrücken und eine Drehbrücke wurden neu errichtet. Die Kosten betrugen 242 Millionen Reichsmark.

Auch heute werden am knapp 100 km langen, künstlichen Wasserweg wieder Erweiterungsarbeiten durchgeführt